762 Millionen Tonnen – so hoch war der Ausstoß an Treibhausgasen in Deutschland im letzten Jahr. Und trotz der Tatsache, dass die Emissionen in Deutschland seit 1990 um 38,7 Prozent gesunken sind, ist die Menge der freigesetzten, schädlichen Gase nach wie vor immens hoch. Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, sind die Erneuerbaren Energien gefragter denn je. Viel Hoffnung liegt dabei auf Biogas und seinem Potenzial, den Klimaschutz zu fördern.

Welche Aspekte dafür sprechen, warum die Energiegewinnung (noch) einer der größten Klimasünder ist und wie Biogas helfen kann, den Klimaschutz zu verbessern, erfahren Sie in diesem Artikel.

Klimaschutz: Biogasanlage in Deutschland mit Getreidefeld
Klimaschutz ©Animaflora PicsStock/ adobe.stock.com

Wichtige Herausforderung – darum ist Klimaschutz ein brandheißes Thema

1,5 Grad Celsius ist die „magische“ Zahl, die Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft seit Festlegung der Pariser Klimaziele im Jahr 2015 bewegt. Damals haben auf der UN-Klimakonferenz fast alle Staaten der Erde einen Vertrag unterzeichnet, dass sie sich der Erreichung des 1,5-Grad-Ziels verpflichten. Dieses beabsichtigt, dass sich das weltweite Klima bis zum Jahr 2100 im Schnitt nur um 1,5 Grad im Vergleich zum Jahr 1850 erwärmt. Ohne konsequenten Klimaschutz funktioniert das jedoch nicht – was verheerende Folgen hätte.

Der Mensch möchte mobil sein, möchte Warengüter aus der ganzen Welt beziehen und möchte zu jeder Zeit mit ausreichend Energie in Form von Strom und Wärme versorgt sein. Als Resultat dieser Ansprüche gehören der Verkehrssektor und der Energiesektor zu den größten Verursachern von Emissionen. Neben dem CO2-Ausstoß von Abgasen sind es vor allem auch fossile Brennstoffe wie Braun- und Steinkohle, die die Klimaerwärmung vorantreiben. Deswegen ist Klimaschutz in diesen Sektoren ein absolut aktuelles Thema. Und die Suche nach alternativen Energiekonzepten läuft auf Hochtouren.

Konventionell vs. erneuerbar – so verteilen sich die Energieträger in Deutschland

Etwa 579 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt Deutschland aktuell pro Jahr. Davon stammen 59 Prozent aus konventionellen Energieträgern wie Atom- und Kohlekraft. 41 Prozent kommen aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarkraft, aber auch aus Biogasanlagen. Um mehr Klimaschutz zu fördern, muss der Anteil der konventionellen Energieerzeuger an der Gesamtenergieproduktion jedoch weiter sinken. Deswegen soll es in Deutschland ab 2022 keine Atomkraftwerke mehr geben. Bis zum Jahr 2038 hat sich die Bundesrepublik mit dem Kohleausstiegsgesetz zudem das Ziel gesetzt, alle Kohlekraftwerke abzuschalten.

Da der Energiebedarf der Menschen mit dem Abschalten der Atom- und Kohlemeiler allerdings nicht sinkt, sondern gleichbleibend hoch bzw. sogar steigend ist, müssen Alternativen her. Aktuell setzen Forschung und Entwicklung für mehr Klimaschutz große Hoffnung in eine Energieerzeugung mittels Wasserstoff – eine vielversprechende Technologie, die aber sehr kostspielig und damit (noch) nicht massentauglich ist. Ähnlich ist es bei der Energiegewinnung durch Erdwärme. Auch dieses Konzept ist eine gute Alternative zu konventionellen Wegen der Energieherstellung, bringt aber deutlich höhere Investitionskosten mit sich als andere.

Die Nase vorn in Sachen erneuerbare Energiekonzepte haben aktuell Sonne und Wind. Ihr Vorteil: Sie erzeugen CO2-neutrale Energie. Ihr Nachteil: Sie sind nicht zuverlässig. Denn die Verfügbarkeit von Sonnenstrahlen und Wind ist nicht gleichbleibend hoch, sondern extrem abhängig von den Launen der Natur. Und diese Volatilität führt zu starken Netzschwankungen. Für einen erfolgreichen Klimaschutz ist das nicht optimal – womit Biogas ins Spiel kommt.

Mehr Klimaschutz durch mehr Biogas (?)

Ein kurzer Blick auf die Fakten zeigt sofort: Biogas kann Klimaschutz. Und das nicht gerade wenig. Denn Biogas (und auch Biomethan) punkten mit etlichen Vorteilen, wenn es darum geht, Energie klimaneutral, zuverlässig und sicher herzustellen.

Biogas ist umwelt- und klimafreundlich – ein erster Pluspunkt in Sachen Klimaschutz

Biogas verbrennt sehr emissionsarm. Und auch wenn bei seiner Verbrennung CO2 freigesetzt wird, ist Biogas CO2-neutral. Das gibt ihm einen gehörigen Pluspunkt beim Klimaschutz. Grund dafür ist, dass das ausgestoßene Kohlendioxid von der Biomasse in einem kurzen zeitlichen Intervall aus der Atmosphäre entnommen und gebunden worden. Das ist zum Beispiel bei nachwachsenden Rohstoffen wie Energiepflanzen innerhalb einer Ernteperiode der Fall.

Biogas ist extrem gut verfügbar

Biogas ist nicht nur umweltfreundlich, sondern gleichzeitig auch sehr gut verfügbar. Das liegt daran, dass sich Biogas aus einer Vielzahl an Ausgangssubstraten herstellen lässt. Denn neben Energiepflanzen eignen sich auch Abfälle wie Klärschlamm, Futterreste und Gülle oder aber Deponiegase zur Produktion von Biogas. Das ist insbesondere für die Landwirtschaft ein großes Thema, spielt mehr Klimaschutz hier doch auch eine entscheidende Rolle.

Allein durch die Nutzung einer Güllebiogasanlage lassen sich bis zu 90 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Nutztierhaltung verringern – ein entscheidender Schritt für die Energiewende, bei der aus Abfall und Reststoffen ein wertvolles Gut wird.

Biogas ist sehr gut regel- und speicherbar

Einmal produziert, lange verfügbar – Biogas überzeugt mit echten Speicherqualitäten. Und das ohne großen Zusatzaufwand. Spezielle Pufferspeicher machen es möglich, das Gas nach der Herstellung auch langfristig zu speichern. Im Zusammenhang mit Klimaschutz spielen hier auch die Themen Dunkelflaute und Flexibilisierung eine wichtige Rolle. Durch die Volatilität der Stromgewinnung aus Sonnen- und Windkraft besteht die Gefahr, dass die Versorgungssicherheit während wetter- bzw. jahreszeitbedingter Dunkelheit oder durch langanhaltend schwachen Wind nicht mehr gegeben ist. Stark vermehrte Stromausfälle könnten hier die Folge sein.

Gegen eine solche Situation können Biogasanlagen entscheidend helfen. Denn als autarker Energieerzeuger können Biogasanlagen Energie immer genau dann bedarfsgerecht produzieren, wenn diese benötigt wird. Damit sind Strom und Wärme aus Biogas eine wertvolle Ergänzung zu anderen erneuerbaren Energiekonzepten.

Biogas gefährdet den Klimaschutz nicht durch lange Transportwege

Import aus dem Ausland, lange Transportwege, tausende Kilometer auf der Autobahn? Für den Klimaschutz ist das alles andere als förderlich – und mit Biogas auch überhaupt nicht nötig. Denn Biogas lässt sich dezentral herstellen. Das wiederum ermöglicht kurze Transportwege. In Deutschland produziert, kann Biogas so nicht nur den Klimaschutz fördern, sondern auch zur Energieunabhängigkeit des Landes beitragen. Zudem stärken dezentrale Netzwerke die regionale Strom- und Wärmeerzeugung.

Biogas erzeugt doppelte Energie

Dank des Prinzips der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) produziert eine Biogasanlage zwei in einem: Strom und Wärme. Während die Biomasse in der Anlage vergärt, bildet sich das Biogas. Dieses lässt sich sowohl als Heizmittel und Kraftstoff nutzen. Gleichzeitig entsteht Abwärme, die ebenfalls auf vielseitige Art und Weise nutzbar ist. Zudem ermöglicht KWK die sogenannte Sektorenkopplung, bei der Strom-, Wärme- und Gasnetze sowie der Mobilitätssektor miteinander verbunden werden, um mehr Klimaschutz, Klimaneutralität und das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.

Unabhängig, verfügbar und grün – die Zukunft mit Biogas

Alle Vorteile zusammengenommen, zeigt sich deutlich: Biogas ist nicht nur eine sinnvolle Ergänzung zu den bereits verfügbaren erneuerbaren Energiekonzepten. Es kann auch mit starken Argumenten für mehr Klimaschutz überzeugen. Wie genau das in Zukunft in der Praxis aussehen wird, zeigt sich sicherlich mit der zunehmenden Abschaltung der Atom- und Kohlekraftwerke.