746 Millionen Tonnen Treibhausgase sind 2022 in Deutschland freigesetzt worden. Im Vergleich zum Vorjahr sind das fast 2 Prozent weniger. Doch trotz des Rückgangs gab es auch Sektoren, in denen der CO2-Ausstoß gestiegen ist – zum Beispiel im Energiesektor. Vor allem die Produktion von Strom und Wärme verursacht hohe Emissionsmengen und gleichzeitig steigt der Energiebedarf stetig. Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, sind alternative, erneuerbare Energieträger gefragter denn je. Große Hoffnung liegt dabei auf mehr Klimaschutz durch Biogas.
Welche Faktoren diese Hoffnung stützen, wie Klimaschutz und Biogas sich gegenseitig stärken können und wie es um den Emissionsfaktor von Biogas steht, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Dieser Beitrag wurde aktualisiert am 16.08.2023.
Klimaschutz – die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft
1,5 Grad Celsius ist die „magische“ Zahl, die Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft seit Festlegung der Pariser Klimaziele im Jahr 2015 bewegt. Damals haben auf der UN-Klimakonferenz fast alle Staaten der Erde einen Vertrag unterzeichnet, durch den sie sich der Erreichung des 1,5-Grad-Ziels verpflichten. Dieses beabsichtigt, dass sich das weltweite Klima bis zum Jahr 2100 im Schnitt nur um 1,5 Grad im Vergleich zum Jahr 1850 erwärmt. Ohne konsequenten Klimaschutz funktioniert das jedoch nicht. Auch deswegen hat Deutschland seine Klimaziele jetzt noch einmal angepasst:
- 65 Prozent weniger Emissionen bis 2030
- 88 Prozent weniger Emissionen bis 2040
- Klimaneutralität bis 2045
Doch diesen Zielen gegenüber steht der Mensch mit all seinen Bedürfnissen. Denn trotz aller Ideen und Vorhaben zum Klimaschutz möchte der Mensch mobil sein, Warengüter aus der ganzen Welt bekommen und zu jeder Zeit ausreichend Energie für seine Smartphones, E-Autos, Fernseher und Co. beziehen können. Die Folge sind extrem hohe Emissionen in den Sektoren Verkehr und Energie. Abgase und fossile Brennstoffe treiben die Klimaerwärmung voran. Um den Klimaschutz nicht noch mehr zu bremsen, braucht es erneuerbare Energieträger und ein klimaneutrales Stromsystem. Und das so schnell wie möglich.
Deutschland und seine Energieträger
Etwa 510 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugte Deutschland im Jahr 2022. Davon stammten 53,7 Prozent aus konventionellen Energieträgern wie z.B. Braun- und Steinkohle, die mit 33,3 Prozent gut ein Drittel der Gesamtenergieherstellung ausmachte. 46,3 Prozent belegten erneuerbare Energieträger wie Wind- und Solarkraft, wobei Windkraft mit 24,1 Prozent am stärksten zum Tragen kam. Zweitgrößter erneuerbarer Energielieferant war Solarkraft. Etwa 5,8 Prozent des gesamten Stroms in 2022 kam aus Biogasanlagen. Damit zeichnet sich vorerst ein klarer Trend ab: Sonne und Wind sind die Energiekonzepte, die den Klimaschutz bisher am meisten fördern.
Der Vorteil von Wind und Sonne ist dabei ganz klar, dass sie CO2-neutrale Energie erzeugen. Doch sie haben auch einen großen Nachteil: ihre Zuverlässigkeit. Denn die Verfügbarkeit von Sonnenstrahlen und Wind ist extrem abhängig von Wetter und Witterung. Das macht diese erneuerbaren Energieträger sehr volatil, was wiederum zu starken Netzschwankungen führt. Für einen erfolgreichen Klimaschutz ist das nicht optimal. Und genau damit kommt Biogas ins Spiel.
Emissionsfaktor Biogas – Wie klimafreundlich ist Biogas?
Ein kurzer Blick auf die Fakten zeigt sofort: Klimaschutz und Biogas können ein echtes Traumpaar sein. Denn Biogas (und auch Biomethan) punkten mit etlichen Vorteilen, wenn es darum geht, Energie klimaneutral, zuverlässig und sicher herzustellen. Woran das liegt und wie klimafreundlich Biogas wirklich ist, zeigt der folgende Überblick zu den Vorteilen von Biogas für den Klimaschutz.
Biogas erzeugt doppelte Energie
Dank des Prinzips der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) produziert eine Biogasanlage zwei in einem: Strom und Wärme. Während die Biomasse in der Anlage vergärt, bildet sich das Biogas. Dieses lässt sich sowohl als Heizmittel und Kraftstoff nutzen. Gleichzeitig entsteht Abwärme, die ebenfalls auf vielseitige Art und Weise nutzbar ist. Zudem ermöglicht KWK die sogenannte Sektorenkopplung, bei der Strom-, Wärme- und Gasnetze sowie der Mobilitätssektor miteinander verbunden werden, um mehr Klimaschutz zu erreichen.
Biogas ist besonders gut verfügbar
Biogas ist sehr gut verfügbar. Das liegt daran, dass sich Biogas aus einer Vielzahl an Ausgangssubstraten herstellen lässt. Denn neben Energiepflanzen eignen sich auch Abfälle wie Klärschlamm, Futterreste und Gülle oder aber Deponiegase zur Produktion von Biogas. Das ist insbesondere für die Landwirtschaft ein großes Thema, da Klimaschutz hier auch eine wichtige Rolle spielt. Allein durch die Nutzung einer Güllebiogasanlage lassen sich bis zu 90 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Nutztierhaltung verringern – ein entscheidender Schritt für die Energiewende, bei der aus Abfall und Reststoffen ein wertvolles Gut wird.
Biogas ist sehr gut regel- und speicherbar
Einmal produziert, lange verfügbar – Biogas überzeugt mit echten Speicherqualitäten. Und das ohne großen Zusatzaufwand. Spezielle Pufferspeicher machen es möglich, das Gas nach der Herstellung auch langfristig zu speichern.
Durch die Volatilität der Stromgewinnung aus Sonnen- und Windkraft besteht die Gefahr, dass die Versorgungssicherheit während wetter- bzw. jahreszeitbedingter Dunkelheit oder durch langanhaltend schwachen Wind nicht mehr gegeben ist. Stark vermehrte Stromausfälle könnten hier die Folge sein.
Gegen eine solche Situation können Biogasanlagen entscheidend helfen. Denn als autarker Energieerzeuger können Biogasanlagen Energie immer genau dann bedarfsgerecht produzieren, wenn diese benötigt wird. Damit sind Strom und Wärme aus Biogas eine wertvolle Ergänzung zu anderen erneuerbaren Energiekonzepten. Auch das kann den Klimaschutz entscheidend voran bringen. Denn Energie aus Biogas ist somit auch sehr flexibel einsetzbar. Ob für ganze Kommunen, Industriegebiete oder aber in der Landwirtschaft – die Einsatzmöglichkeiten des erneuerbaren Energieträgers haben im Grunde keine Grenzen.
Made in Germany: Biogas fördert den Klimaschutz durch kurze Transportwege
Import aus dem Ausland, lange Transportwege, tausende Kilometer auf der Autobahn? Für den Klimaschutz ist das alles andere als förderlich und mit Biogas auch überhaupt nicht nötig. Denn Biogas lässt sich dezentral herstellen. Das wiederum ermöglicht kurze Transportwege. In Deutschland produziert, kann Biogas so nicht nur den Klimaschutz fördern, sondern auch zur Energieunabhängigkeit des Landes beitragen. Zudem stärken dezentrale Netzwerke die regionale Strom- und Wärmeerzeugung – was gleichzeitig ein weiteres Argument für seine vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ist.
Ist die Energiegewinnung durch Biogas umweltfreundlich?
Die Antwort lautet ganz klar: ja! Die CO2-Bilanz von Biogas liegt bei null. Auch wenn bei seiner Verbrennung CO2 freigesetzt wird, gilt Biogas als CO2-neutral. Denn das ausgestoßene Kohlendioxid der o.g. Biomasse, die für die Herstellung von Biogas zum Einsatz kommt, ist in einem kurzen zeitlichen Intervall aus der Atmosphäre entnommen und gebunden worden. Das ist zum Beispiel bei nachwachsenden Rohstoffen wie Energiepflanzen innerhalb einer Ernteperiode der Fall. Für den Klimaschutz ist das ein sehr wichtiger Faktor.
Unabhängig, verfügbar und grün – Wie sieht die Zukunft mit Biogas aus?
Der Trend ist klar: Klimaschutz und Biogas gehören zusammen. Denn der erneuerbare Energieträger ist nicht nur eine sinnvolle Ergänzung zu den bereits verfügbaren alternativen Energiekonzepten. Es kann auch mit starken Argumenten für mehr Klimaschutz überzeugen. Und angesichts des steigenden Energiebedarfs ist ebenfalls klar, dass es Energiequellen wie Biogas braucht, um den Wunsch nach mehr Klimaschutz von einer theoretischen Idee zu einer gelebten Praxis zu machen.