Sanddünen gibt es nicht nur im Urlaub. Das weiß jeder, der täglich mit einer Biogasanlage zu tun oder sich über Fermenterreinigung informiert hat. Denn Sandanhäufungen oder andere Ablagerungen im Fermenter können auf Dauer zu einem echten Problem werden. Deswegen ist die korrekte und regelmäßige Fermenterreinigung ein Muss.
Welche Folgen ein Verzicht auf die Fermenterreinigung und -entleerung hat und was Anlagenbetreiber dabei beachten müssen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Der Fermenter – Funktion und Arbeitsweise
Jede Biogasanlage braucht einen Fermenter. Denn hier findet einer der wichtigste Prozessschritte in der Entstehung von Biogas statt: die Fermentation. Dabei werden die organischen Ausgangsstoffe, die später einmal zu Biogas werden sollen, in einem Prozess des anaeroben Abbaus (also unter Ausschluss von Sauerstoff) vergoren. Verschiedene Bakterienstämme arbeiten an der Zersetzung der Biomasse, bis am Ende Biogas entsteht, was sich dann zur Produktion von thermischer und elektrischer Energie nutzen lässt. Übrig bleiben am Ende verschiede Reststoffe, die sogenannten Gärprodukte. Sie sind der Grund, warum es nicht ohne Fermenterreinigung geht.
In jedem Fermenter setzen sich die Gärprodukte mit der Zeit als Feststoffe am Boden ab und es entsteht eine sogenannten Sinkschicht. Wird diese nicht entfernt, so häufen sich die Ablagerungen an, Sanddünen bilden sich und der Fermenter verstopft. Findet dann keine Fermenterreinigung statt, ist die Biogasanlage irgendwann nicht mehr pump- und rührfähig. Im schlimmsten Fall kommt es zum Anlagenstillstand. Das ist nicht nur unwirtschaftlich, sondern kann auch gefährlich werden.
Wie oft sollten Fermenterreinigung und -entleerung erfolgen?
Soll ein Fermenter also lange zuverlässig und reibungslos laufen, sind eine regelmäßige Fermenterreinigung, -entleerung und -wartung unumgänglich. Doch nicht jedes Ausgangssubstrat entwickelt die gleichen Ablagerungen und nicht alle Ablagerungen häufen sich gleich schnell an. Eine allgemeingültige Aussage dazu, wann jeder Fermenter gereinigt werden sollte, gibt es deswegen nicht.
Als grober Richtwert gilt jedoch, dass eine Fermenterreinigung spätestens alle zehn Jahre stattfinden sollte. Zudem lässt sich eine Reinigung immer gut mit Wartungs- und Revisionsarbeiten verbinden – die ebenfalls regelmäßig stattfinden sollten, um den reibungslosen Betrieb der gesamten Biogasanlage zu gewährleisten.
Wichtig ist dabei: Sowohl die Wartung eines Fermenters als auch die Fermenterreinigung sollten immer und ohne Ausnahmen in der Hand einer erfahrenen Fachkraft liegen. Denn der Reinigungsprozess eines Fermenters kann sehr gefährlich sein.
Achtung, explosiv! Die Gefahren der Fermenterreinigung
Grund dafür, dass die Fermenterreinigung ausschließlich von ausgebildetem Personal durchgeführt werden sollte, ist das Biogas. Denn darin sind Methan und Kohlenstoffdioxid enthalten. In Verbindung mit Luft bildet vor allem Methan ein gefährliches Gemisch, das zu Explosionen und Bränden führen kann. Außerdem können toxische Gase entstehen, die extrem schädlich für Mensch, Tier und Umwelt sind.
Hinzu kommt die Gefahr herabstürzender Teile, was schwere oder sogar tödliche Personenverletzungen zur Folge haben kann. Ein Muss für jede Fermenterreinigung sind neben Anseilschutz, Sicherheitsgeschirr und Schlauchatmungsgerät auch fachsichere Ausrüstungsgegenstände wie beispielsweise Gaswarnmessgeräte. Diese sollten sich immer auf dem neuesten Stand der Technik befinden – Utensilien, über die in der Regel nur eine Fachfirma verfügt. Hinzu kommt, dass auch nur Fachpersonal alle Sicherheitsvorschriften genau kennt, die eine sichere Fermenterreinigung erfordert.
Absaugen oder ausbaggern – diese Methoden zur Fermenterreinigung gibt es
Generell gibt es zwei Methoden, um eine Fermenterreinigung durchzuführen:
- Sinkschicht ausbaggern
- Mit einer Wangen-Schneckenpumpe bzw. einer Flygt Tauchmotorpumpe absaugen
Beides hat den gleichen Effekt, mit dem Unterschied, dass das Absaugen schneller geht als das Ausbaggern. Hier müssen Sie als Anlagenbetreiber selbst entscheiden, welchen Zeit- und Kostenfaktor Sie investieren möchten.
Unabhängig von der gewählten Methode ist das Vorgespräch zwischen Anlagenbetreiber und Reinigungsfirma besonders wichtig. Denn hier werden alle für die reibungslose Fermenterreinigung entscheidenden Fragen geklärt, wie zum Beispiel welche Ausgangsstoffe in der Biogasanlage vergoren werden und welche Menge abzutragendes Substrat erwartet wird. Außerdem ist hier ausreichend Zeit, um Ihre offene Fragen zu klären.
Bevor es dann mit der Fermenterreinigung losgehen kann, sind drei Dinge entscheidend:
- Das Dach des Fermenters muss mindestens ein bis zwei Tage vor der Reinigung geöffnet werden, um die Bildung lebensgefährlicher Gase zu verhindern.
- Mögliche Restflüssigkeit muss abgepumpt werden.
- Um den Fermenter herum muss Platz geschaffen werden, damit Bagger oder Sauger ausreichend Platz zum Arbeiten haben.
Wer muss sich um die Fermenterreinigung kümmern?
Verantwortlich dafür, dass ein Fermenter regelmäßig gewartet und gereinigt wird, ist immer der Anlagenbetreiber. Als Anlagenbetreiber sind Sie auch im versicherungstechnischen Sinne dafür verantwortlich, dass die Fermenterreinigung reibungslos abläuft – auch wenn Sie dafür eine externe Firma beauftragen. Die genaue Planung und das Abschätzen aller möglichen Risiken sind deswegen zwingend zu empfehlen. Zudem sind Sie per Gesetz dazu verpflichtet, vor der Fermenterreinigung eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen.
Ohne Fermenterreinigung kein Verlass
Damit ein Fermenter lange effizient und verlässlich arbeiten kann, geht es nicht ohne seine regelmäßige Reinigung. Wer denkt, sich Aufwand, Mühe und Kosten sparen zu können, liegt damit anfangs möglicherweise richtig. Doch auf lange Sicht geht der Verzicht auf eine Fermenterreinigung doppelt ins Geld. Denn eine mangelhafte oder fehlende Reinigung führt zu Defekten. Die dann anfallenden Reparaturen kosten nicht nur (unnötiges) Geld, sondern führen zu Anlagenstillständen, die ebenfalls (unnötiges) Geld kosten. Mit einer regelmäßigen Fermenterreinigung umgehen Sie das.