Klimawandel, Energiekrise, Lieferabhängigkeit von anderen Staaten – das sind nur einige der Herausforderungen, die die heutige Zeit bestimmen. Und das hat auch Auswirkungen auf die Industrie, die Wirtschaft und die Bevölkerung in Deutschland. Ganz gleich, ob es steigende Kosten in nahezu allen Bereichen des Lebens sind oder die Frage nach der Versorgungssicherheit im eigenen Land. Insbesondere die Veränderungen im Bereich der Energieversorgung sind aktuell enorm. Fast täglich gibt es Neuigkeiten zum Thema Energiekrise. Was dabei immer wieder im Diskurs auftaucht: Biogas und die Zukunft des vielversprechenden Energieträgers.

Warum es ohne Biogas in Zukunft nicht gehen wird, wieso der Energieträger einen festen Platz im Gesamtenergienmix verdient hat und welche Gründe dafür sprechen, dass Biogas großes Potenzial für Deutschland hat, erfahren Sie in diesem Artikel.

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Ist Biogas die Zukunft?

Dem Klimawandel den Kampf anzusagen und Nachhaltigkeit auch bei der Energieversorgung in den Fokus zu setzen, ist ein wichtiger und notwendiger Schritt, um in Sachen Klimaschutz Fortschritte zu machen. Denn die von der EU festgelegten Klimaziele lassen sich nur erreichen, wenn Nachhaltigkeit und Regenerativität oberste Priorität haben. Keine Frage also, dass innovative und nachhaltige Systeme zur Energiegewinnung und Energieversorgung von Nöten sind – wie zum Beispiel Biogas. In Zukunft wird an diesem Energieträger nämlich kaum ein Weg vorbeiführen.

Von bekannten und verbreiteten Systemen wie Photovoltaikanlagen und Windkrafträdern bis hin zu innovativen und neuen Konzepten wie Energie aus Biomasse, Deponiegasen oder Abfällen – die Vielzahl an nachhaltigen Möglichkeiten zur Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen ist riesig. Und auch Biogasanlagen reihen sich in die Liste der regenerativen Energien ein. Denn die Produktion von Energie aus erneuerbaren Ressourcen ist jetzt wichtiger denn je. Fest steht nämlich: Biogas hat Zukunft. Und das nicht nur, weil Biogas beispielsweise das umstrittene Erdgas ersetzen kann.

Das Potenzial von Biogas in Deutschland

Biogasanlagen sind eine einfache und gleichzeitig innovative Methode, Energie auf nachhaltige Art und Weise zu generieren. Hierbei wird Biomasse, die in erster Linie aus biologischen Abfallstoffen wie Gülle oder Pflanzenresten besteht, durch Bakterien zersetzt und abgebaut. Bei diesem Abbauprozess entsteht das sogenannte Biogas. Dieses kann im Anschluss als Energiequelle dienen und – zu Biomethan aufbereitet – in die allgemeine Gasleitung eingespeist werden. Der Output ist dabei enorm. So kann zum Beispiel eine einzelne Biogasanlage 4.000 Zwei-Personen-Haushalte pro Jahr mit Strom und Wärme versorgen. Allein das zeigt: Biogas hat Zukunft und bietet große Potenziale für die innerdeutsche Energieversorgung. Aber – viele Möglichkeiten des Energieträgers schlummern noch. Und genau diese gilt es jetzt zu wecken.

Biogas überzeugt mit Dezentralität, Regionalität und Flexibilität

Ob Strommarkt, Wärmesektor oder Verkehrsbranche. In der Landwirtschaft zum Beheizen von Ställen oder Gewächshäusern. Zur Strombereitstellung für große öffentliche Gebäude oder Schwimmbäder. Oder aber für das Beheizen von Privathaushalten: Biogas kann in sämtlichen Branchen überzeugen und ist bereits vielerorts vertreten. Doch warum ist das eigentlich so? Warum ist Biogas in Zukunft die Garantie für Versorgungssicherheit?

Flexibilität macht Biogas zur wichtigen Säule der Energie-Zukunft

Zunächst wäre das Thema der Flexibilität zu nennen. Biogas lässt sich unabhängig von Wetter und Witterung herstellen und speichern – ganz im Gegensatz zu alternativen Energiequellen wie Wind und Sonne, die immer von den Launen der Natur abhängig sind. Außerdem ist es möglich, Biogas bedarfsgerecht zu produzieren. So können Biogasanlagen entweder im Dauerbetrieb laufen und kontinuierlich Energie erzeugen oder aber im Flexbetrieb eingesetzt werden. Dann liefern sie genau dann Energie, wenn es zu Energiespitzen kommt. Für Biogas und seine Zukunft sind das entscheidende Argumente.
Auch wichtig in diesem Zusammenhang ist das Thema „Dunkelflaute“. Denn dank seiner Flexibilität eignet sich Biogas auch optimal für die Deckung der in Deutschland vorhandenen Grundlast. Durch die Schwankungen der Stromgewinnung aus Solar- und Windkraft ist die Versorgungssicherheit während wetter- bzw. jahreszeitbedingter Dunkelheit oder durch langanhaltend schwachen Wind nämlich nicht gegeben. Biogas kann genau diese Unsicherheiten auffangen. Ein weiteres Argument, warum Biogas die Zukunft gehört.

Dezentralität und Regionalität: Kürzere Wege zum Endverbraucher

Biogasanlagen lassen sich im Grunde überall errichten. Der große Vorteil ist, dass sich so eine dezentrale Energieerzeugung sowie eine regionale Energieversorgung realisieren lassen. Denn durch die Energieproduktion vor Ort verkürzen sich die Transportwege zum Endverbraucher. Das wiederum minimiert CO2-Emissionen und schafft darüber hinaus auch noch Arbeitsplätze, was vor allem für ländliche Regionen interessant ist. Und je mehr Biogasanlagen es gibt, umso besser lässt sich das Gas dezentral herstellen. Für Biogas und seine Zukunft gilt deswegen: mehr ist mehr.
Große Hoffnungen liegen zudem auf einer Strom- und Wärmeversorgung mittels KWK-Anlagen. Denn durch das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (also die gleichzeitige Herstellung von Strom und Wärme) lassen sich nicht nur Netzstabilität und Versorgungssicherheit realisieren, sondern auch der steigende Bedarf an Strom und Wärme decken – und das sogar CO2-neutral.
Übrigens: Biogas eignet sich optimal für die Anwendung der Bioenergy Carbon Capture and Storage-Methode, kurz BECCS. Diese nutzt das Prinzip der Negativemissionen. Das bedeutet, dass CO2 aktiv aus der Atmosphäre entnommen und dadurch verringert wird. Wer Biogas aus Energiepflanzen wie Raps oder Mais herstellt, nutzt die BECCS-Methode der negativen Emissionen und stellt so einen CO2-neutralen Brennstoff her.

Aber: Ist Biogas mit Blick auf die Zukunft wirklich rentabel?

Ein weiterer wichtiger Faktor, warum Biogas in Zukunft wichtiger wird, ist das Thema der Kosten. Denn während überproduzierte Energie aus Windkraft- und Solaranlagen nur schwer oder gar nicht speicherbar ist, lässt sich die gewonnene Energie aus Biogas gleich mehrfach nutzen. So kann Biogas nach einer entsprechenden Aufbereitung zu Biomethan ins Gasnetz eingespeist werden. Gleiches gilt für Strom und Wärme aus Biogas. Gerade für öffentliche Träger, aber auch für private Biogasanlagenbetreiber ist das ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Faktor, wird die Einspeisung doch entsprechend vergütet.

Ein entscheidender Vorteil von Biogasanlagen liegt dabei zudem in der Verwertung und Nutzung von Abfallstoffen. Die biologischen und organischen Stoffe, die der Biogasanlage zugefügt werden, sind zumeist Pflanzenreste oder aber andere Reststoffe wie Gülle, Klärschlamm oder Deponiegase. Dies ermöglicht vor allem den kleineren und mittelständischen Betrieben und landwirtschaftlichen Unternehmen, ihre anfallenden Abfallprodukte zu verwerten. So entstehen weder Kosten für Entsorgung noch für Transport. Das ist nicht nur ein wichtiger Vorteil für die Zukunft von Biogas, sondern ganz allgemein eine echte Win-Win-Situation.

Doch was ist mit den Kosten? Ist eine solche Nutzung von Biogas wirklich rentabel?
Auch wenn die Anschaffung einer Biogasanlage ein finanziell größeres Investment ist, sind Biogasanlagen gerade mit Blick auf die Zukunft rentabel. Denn insbesondere in Zeiten von unsicherer Energieversorgung und steigenden Energiekosten sind eben diese Anlagen eine sinnvolle und rentable Investition. Auch für kleinere Betriebe lohnen sich Biogasanlagen aus finanzieller Sicht. Von den positiven Effekten auf Klima und Umwelt ganz abgesehen.

Biogas – Vorteile vs. Nachteile

Neben den vielen Vorteilen von Biogas gibt es trotzdem Herausforderungen. Denn auch, wenn Deutschland mit Biogasanlagen den Klimazielen der Bundesregierung näherkommt und die regenerative Energiegewinnung verbessert, gibt es Kritikpunkte. Hierbei steht vor allem die Nutzung von eigens für die Energiegewinnung produzierten Rohstoffen auf dem Plan. Denn vielerorts wird statt Abfallstoffen wie Gülle oder Pflanzenresten eigens angepflanzter Mais als Material für die Anlagen verwendet. Das Problem hierbei ist die Verringerung der biologischen Vielfalt auf den Feldern sowie die Verwendung von wertvollem Ackerland, das für die Anpflanzung von wichtigen Nahrungsmitteln wie Getreide genutzt werden könnte. Es gibt somit für Biogas in Zukunft noch einige Möglichkeiten, dieses noch „grüner“ zu generieren.

Hinzu kommt, dass sich eine Zukunft mit Biogas nicht „einfach so“ einleiten lässt. Denn Politik und Gesetzgeber müssen bessere Rahmenbedingungen schaffen, um die Attraktivität des Energieträgers zu erhöhen. So braucht es deutlich weniger Bürokratie, wesentlich kürzere Bearbeitungszeiten und einfachere Verfahren zur Genehmigung des Anlagenbaus. Außerdem ist eine Umgestaltung des EEG zwingend notwendig für einen zukunftsweisenden Einsatz von Biogas. Vor allem die Abschaffung der Südquote ist dabei ein wichtiges Thema. Nur mit entsprechenden Novellierungen steigt der Anreiz für Investitionen in Biogas. So kann Biogas sein Potenzial für die Zukunft voll ausschöpfen.

Wie geht es in Zukunft weiter mit Biogas?

Schaut man in Sachen erneuerbare Energien auf die Ziele der Bundesregierung und vor allem auf das Erneuerbare-Energien-Gesetzt (EEG) zeigt sich: Um die Ziele des EEG erreichen zu können, führt in Zukunft kein Weg an Biogas vorbei. Denn schon heute leistet der Energieträger einen großen Beitrag zum Ausbau der regenerativen Energien und kompensiert die fehlenden Erdgaslieferungen in Teilen. Doch das Potenzial, in welchem Ausmaß Biogas hergestellt werden könnte, ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Denn auch wenn Biogas in Zukunft die fehlenden Mengen an Erdgas zwar nicht vollständig allein kompensieren kann, hilft es doch dabei, die Energieversorgung zu stabilisieren und den Bedarf an Erdgas sowie anderen fossilen Energieträgern deutlich herunterzufahren. Und das auf eine sehr klimafreundliche Art und Weise.