Klein, gelb und voller Power – keine Frage, dass Mais die wohl bekannteste unter den Energiepflanzen ist. Aufgrund seines vergleichsweise kostengünstigen Anbaus, wegen seiner hohen Erträge und nicht zuletzt durch seine gute Vergärbarkeit ist Mais das vorherrschende Substrat für die Herstellung von Biogas aus Energiepflanzen. Doch mit Inkrafttreten des EEG 2021 hat sein glänzendes Image einen Schatten bekommen, denn der neue „Maisdeckel“ macht Anbau und Verwertung von Mais plötzlich unattraktiv. Jetzt gilt es, passende Alternativen zu finden.

Welche Pflanzen hier das größte Potenzial versprechen und warum der „Maisdeckel“ ein „Maiskiller“ ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Der „Maisdeckel“: Was sind die aktuellen Regularien?

Das EEG 2021 hatte passend zum Start des neuen Jahres einige Veränderungen im Gepäck, die Betreiber von Biogasanlagen vor so manch eine Herausforderung gestellt haben und noch immer stellen. Auf einmal gelten neue Regularien, andere Grenzwerte, veränderte Richtlinien. Eine dieser Neuerungen ist der sogenannte „Maisdeckel“. Als Verschärfung der Anforderungen an die Einsatzstoffe einer Biogasanlage legt er mit Beginn des Jahres 2021 fest, dass ab sofort eine stärkere Begrenzung des Einsatzes der Energiepflanzen Mais und Getreidekorn gilt. Für neu bezuschlagte Anlagen bedeutet das: Sie dürfen jährlich nur noch maximal 40 Masseprozent an Mais und Getreidekorn einsetzen.

Doch was ist mit den übrigen 60 Prozent? Mit welchen Energiepflanzen lassen sich die restlichen Masseprozent füllen? Klar ist, dass Anlagenbetreiber dringend Alternativen benötigen, um ihre Biogasanlagen weiterhin wirtschaftlich und mit voller Auslastung betreiben zu können. Und wer sich auf dem Markt umsieht, erkennt schnell: Die Alternativen sind da! Es gibt genügend andere, vielversprechende Energiepflanzen zur Herstellung von Biogas.

Was sind überhaupt Energiepflanzen?

Bevor es um die konkrete Analyse der verfügbaren Alternativen geht, ist es zunächst notwendig, zu definieren, was sich überhaupt hinter dem Begriff der „Energiepflanzen“ verbirgt.

Als nachwachsende Rohstoffe dient die Biomasse von Energiepflanzen der Erzeugung von Energie. Dabei lässt sie sich sowohl in flüssige und feste Bioenergieträger, wie Biokraft- und Heizstoffe oder Holz- und Halmgut, als auch in gasförmige Bioenergieträger umwandeln. Gerade letztere sind für die Herstellung von Strom und Wärme mittels Biogasanlage interessant. Und in diesem Zusammenhang spielen Energiepflanzen heute eine tragende Rolle in Sachen nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz.

So schätzt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), dass Energiepflanzen im Jahr 2050 bereits etwa ein Viertel des Bedarfs an Strom, Wärme und Kraftstoffen in Deutschland decken könnten. Nicht umsonst gelten die nachwachsenden Rohstoffe damit als Energiequelle der Zukunft. Und auch in der Gegenwart konnten diese Pflanzen schon überzeugend zeigen, wie viel Potenzial als nachhaltige Energielieferanten in ihnen steckt.

Einjährig vs. mehrjährig – so unterscheiden sich die Kulturen von Energiepflanzen

Allgemein lassen sich Energiepflanzen in zwei Gruppen unterscheiden: die einjährigen und die mehrjährigen Kulturen. Der Unterschied liegt, wie ihre Bezeichnung schon vermuten lässt, in der Häufigkeit ihrer Aussaat und davon abhängig in ihrer Ernte. Während einjährige Energiepflanzen jedes Jahr neu gesät werden müssen und nur einmal jährlich geerntet werden können, lassen sich mehrjährige Arten nach einmaliger Aussaat mehrere Jahre in Folge ernten. 

Ein- bzw. Mehrjährigkeit spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, welche Energiepflanzen ein Landwirt anbauen möchte. Schließlich wirkt sich beides auf den Ertrag und damit auf die Wirtschaftlichkeit des Anbaus aus. Doch das ist längst nicht alles, denn es spielen auch Faktoren wie Anspruchslosigkeit, Schädlingsresistenz sowie Arten- und Grundwasserschutz eine wichtige Rolle.

Nur welches sind nun eigentlich die wichtigsten Alternativen, die den Mais in seiner Rolle als Ausgangssubstrat Nummer eines ablösen können?

Diese sieben Energiepflanzen zur Biogaserzeugung sollten Sie kennen

Zugegeben, das Feld an möglichen Energiepflanzen für die Herstellung von Biogas ist größer, als man zunächst vermutet. So gibt es sowohl etliche einjährige als auch mehrjährige Arten, die eine echte Alternative zu Mais eröffnen. Welche das sind und worin ihre Vor- sowie Nachteile liegen, zeigt Ihnen die folgende Auflistung.

Einjährige Energiepflanzen



1. Wintertriticale: In der Fruchtfolge variabel und vielseitig einsetzbar, sind Wintertriticale die ertragsstärkste Getreideart unter den Energiepflanzen. Ihr großer Vorteil ist ihr großer Ertrag von 140 bis 160 dt TM/ha. Zudem hat sie die längste Standzeit. Aber: Die erfolgreiche Ernte von Wintertriticale ist standortabhängig und anfällig für witterungsbedingte Schäden.

2. Winterroggen: Bei diesem Getreide handelt es sich um eine extrem vielseitig verwendbare Art. So gilt er als eine der robustesten Energiepflanzen, gedeiht er doch auch an sandigen und trockenen Standorten. Eine Zweitfrucht, wie Buchweizen, Sommertriticale oder Quinoa, kann den Ertrag zusätzlich steigern.

3. Zuckerrüben: Sie gelten als eine der Energiepflanzen mit dem größten Potenzial zur wirtschaftlichen Biogaserzeugung. Dank ihrer stofflichen Zusammensetzung bilden sie ein extrem gutes Biosubstrat. Ihr Nachteil: Steine und Sand im Erntegut erschweren die Vorbereitung der Biomasse zum Eintrag in die Biogasanlage. Hier kommt es auf die richtige Technik an. Außerdem sind Lagerung und Silierung nicht so einfach wie bei anderen Pflanzen. Auch dabei gilt: Die passende Technik ist entscheidend.

4. Amarant: Diese Art ist das exotische Multitalent unter den Energiepflanzen. Ihr Vorteil: das große Biomassepotenzial. Dank seines hohen Gehalts an Spurenelementen kann Amarant die Prozessstabilität in Biogasanlagen verbessern und die Methanausbeute steigern. Aber: die Abreife ist noch unzureichend und das Sortenangebot gering.

Mehrjährige Energiepflanzen

5. Durchwachsene Silphie: Diese hochwachsende Energiepflanze ist erst im zweiten Jahr nach der Aussaat erntereif. Einmal angepflanzt, ist sie an ein und demselben Standort gut zehn bis fünfzehn Jahre nutzbar und zwar ohne dass der Boden darunter leidet. Zudem ist sie anspruchslos, schädlingsresistent und extrem umweltfreundlich. Und auch in Sachen Ertrag kann sie locker mit Mais mithalten, liegt ihre Ausbeute an Biogas doch bei 100 bis 125 m3 Biogas je Tonne Trockenmasse. Aber: Die durchwachsene Silphie wächst im ersten Jahr sehr klein und zart. So sind die Konkurrenz durch Unkräuter und das Risiko der Spätverunkrautung sehr hoch. Darum empfiehlt sich eine Aussaat als Deckfrucht unter Mais.

6. Riesenweizengras: Einmal gesät, lässt sich das Riesenweizengras gut und gerne fünf Jahre lang ernten. Und das sogar zwei Mal pro Ernteperiode. Die Anfangsinvestitionen sind gering und als eine der genügsamsten Energiepflanzen halten sich die Kosten auch im späteren Verlauf eher niedrig. Diese Anspruchslosigkeit macht es zudem möglich, das Riesenweizengras auch auf schwer erreichbaren Flächen mit wenig Niederschlag anzubauen. Mit 80 bis 170 dt TM/ha ist der Ertrag ebenfalls hoch.

7. Wildpflanzenmischungen: Viele Pflanzen produzieren viel Biogas? So oder ähnlich könnte man es bei den Wildpflanzenmischungen sagen. Sie sind nicht nur sehr umweltfreundlich und dienen Artenschutz sowie -erhalt, sondern lassen sich über mehrere Jahre hinweg ernten. Der Ertrag an Trockenmasse von 120 bis 150 dt/ha kann sich zudem auch sehen lassen.

Versuch macht klug

Die Alternativen zu Mais sind da, so viel steht fest. Dennoch arbeitet die Forschung nach wie vor daran, langfristige Erkenntnisse aus dem Anbau von anderen, neuen Energiepflanzen zu ziehen. Denn das ist notwendig, um dauerhaft verlässliche Aussagen zu den Maisalternativen treffen zu können. Und bis dahin gilt das Prinzip von „Trial-and-error“.