25,9 Millionen Schweine und 11,6 Millionen Rinder – so viele Nutztiere gab es allein im letzten Jahr in der deutschen Landwirtschaft. Und die produzieren nicht nur verschiedenste Lebensmittel für den Menschen, sondern auch mindestens genauso viel Gülle. Wenn nicht sogar mehr. Diese kann zwar überwiegend als Dünger für landwirtschaftliche Flächen genutzt werden, doch eben nicht komplett. Und so stellt sich die Frage: Wohin mit den übrigen Mengen? Die Antwort lautet: ab in die Gülle-Biogasanlage! Denn darin lässt sich aus dem Abfallprodukt Gülle bestes Biogas herstellen.

Wie genau das funktioniert, welche Rolle die Energiewende hierbei spielt und warum Sie mit einer Gülle-Biogasanlage nur gewinnen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Gülle-Biogasanlage vs. „normale“ Biogasanlage – das ist der Unterschied

Ganz allgemein gesagt, dient eine Biogasanlage – wie ihr Name schon sagt – der Herstellung von Biogas. Dieses lässt sich aus den verschiedensten Stoffen gewinnen. Ganz gleich, ob Energiepflanzen, Bioabfall aus dem Haus- bzw. Restmüll oder Grünschnitt: Sie alle eignen sich hervorragend als Ausgangsmaterial für die Vergärung, bei der verschiedene Bakterienstämme die Biomasse unter Ausschluss von Luft und Licht zersetzen. Übrig bleibt am Ende das Biogas. So sieht es zumindest bei einer herkömmlichen Anlage aus. Doch was ist mit einer Gülle-Biogasanlage?

Im Grunde ist es ganz einfach, denn das Prinzip ist das gleiche. Der Unterschied liegt einzig und allein im Ausgangsmaterial. Während eine herkömmliche Anlage eine wie oben beschriebene Biomasse nutzt, setzt eine Gülle-Biogasanlage auf die Produktion von Biogas aus Gülle. Das hat gleich mehrere Vorteile, von denen insbesondere landwirtschaftliche Betriebe extrem profitieren können. Welche das sind, erfahren Sie in der folgenden Übersicht.

Diese Vorteile bietet eine Gülle-Biogasanlage



Die Ausgangssituation



Erinnern wir uns noch einmal an den Anfang dieses Artikels: 25,9 Millionen Schweine und 11,6 Millionen Rinder gab es 2019 in Deutschland. Erwiesenermaßen tragen diese sowie andere Nutztiere entscheidend zur Emission von Treibhausgasen bei. So haben Untersuchungen gezeigt, dass rund die Hälfte aller landwirtschaftlichen Emissionen in Deutschland durch die Verdauung von Nutztieren, genauer gesagt von Wiederkäuern, sowie durch die Lagerung des anfallenden Wirtschaftsdüngers entstehen.

Dabei werden mehr als 70 Prozent der Gülle unbehandelt gelagert und später auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht. Genau hier bildet sich etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen CO2-Emissionen – durch den Stickstoffeintrag in die Böden, was für den Anbau von Tierfutter, Lebensmitteln und Energiepflanzen notwendig ist. Eine Gülle-Biogasanlage kann hier Abhilfe schaffen.

Der Handlungsbedarf

Im Jahr 2018 wartete der Landwirtschaftssektor mit einem CO2-Äquivalent von rund 69,8 Mio. Tonnen auf. Gerade in Hinblick auf die Energiewende und eine (mögliche) Klimaneutralität Deutschlands bis 2050 ergeben sich hiermit für den Landwirtschaftssektor mehrere „Baustellen“, an denen es für einen geringeren CO2-Ausstoß und weniger Treibhausgase zu arbeiten gilt.

Und damit kommt die Gülle-Biogasanalage in Spiel. Denn eine gesteigerte Vergärung der Gülle kann nicht nur die Treibhausgasemissionen aus der Nutztierhaltung verringern, sondern gleichzeitig auch erneuerbare Energien bereitstellen – für die Landwirtschaft und die Umwelt eine klassische Win-Win-Situation.

Die Lösung

Die Entscheidung für eine Gülle-Biogasanlage kann also ein wichtiger und richtiger Schritt in Richtung CO2-Einsparung in der Landwirtschaft sein. Denn wer Nutztiere hält und eine Gülle-Biogasanlage betreibt, kann die Exkremente der Tiere im Idealfall direkt aus dem Stall in die Vorgrube der Anlage befördern. Von hier aus gelangt die reine Gülle in den Fermenter und die Vergärung kann beginnen. Auf diese Weise lassen sich bis zu 90 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Nutztierhaltung verringern.

Ausgezeichnete Klimabilanz – so gewinnen Sie Strom und Wärme

Hinzu kommt: Wer in Kombination mit der Biogasanlage ein BHKW betreibt, kann aus der Gülle zusätzlich auch Strom und Wärme herstellen. Der Güllestrom ersetzt dabei den aus fossilen Brennstoffen hergestellten, klimaschädlichen Strom, was ebenfalls ein positiver Nebeneffekt ist.

Wie das konkret aussehen kann, zeigt ein kleines Rechenbeispiel:

 Ein Betrieb mit 350 Milchkühen kann pro Jahr rund 605.000 kWh Strom aus einer Gülle-Biogasanlage gewinnen und diesen ins öffentliche Netz einspeisen. Pro Kuh macht das rund 400 Euro Stromgeld. Zudem lassen sich durch das angeschlossene BHKW rund 5.000 Liter Heizöl jährlich einsparen.

Nach Abzug der Gutschrift für diese Wärmenutzung entstehen 312 g CO2-Äquivalent je kWh Strom, der ins öffentliche Netz eingespeist wird. Im Vergleich dazu liegt das CO2-Äquivalent je kWh Strom aus Braunkohle laut Umweltbundesamt bei rund 1.080 g. Das ist die dreifache Menge des Güllestroms.



Klimaneutral bis 2050 – diese Rolle spielt die Gülle-Biogasanlage bei der Energiewende

Mit der Nutzung eines erneuerbaren Energiekonzepts hilft eine Gülle-Biogasanlage also nicht nur, andere klimaschädliche Arten der Energieerzeugung zu reduzieren, sondern verringert auch die aus der Nutztierhaltung entstehenden CO2-Emissionen. Ein weiterer Pluspunkt: Durch die gasdichte Lagerung der Gülle in der Biogasanlage lassen sich rund zehn Mal so viele Treibhausgase vermeiden wie bei einer konventionellen Lagerung. Im Hinblick auf die Energiewende und Klimaneutralität bis 2050 ist das ein entscheidender Faktor.

Eine Gülle-Biogasanlage einrichten – die Anforderungen müssen Sie erfüllen

Um eine Biogasanlage gewinnbringend betreiben zu können, ist es von Vorteil, die folgenden fünf Anforderungen zu erfüllen:

  1. Sie verfügen über die Gülle von mindestens 200 sogenannten Großvieheinheiten.
  2. Die Gülle kann möglichst frisch in den Fermenter gelangen.
  3. Sie verfügen über Arbeitskapazitäten von rund einer Stunde pro Tag für die Betreuung der Anlage.
  4. Der finanzielle Spielraum für die Investition ist gesichert.
  5. Der Bau einer Gülle-Biogasanlage ist behördlich genehmigt.

Können Sie diese fünf Punkte erfüllen, so steht dem Bau einer Gülle-Biogasanlage nichts im Wege. Wenn Sie dieses spannende Thema  angehen möchten, Informationen zu Fördermöglichkeiten erhalten wollen oder weitere Beratung wünschen, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.