28.230 Onshore-Windkraftanlagen sind aktuell in Deutschland in Betrieb. Meist schon von weitem erkennbar, sind sie für viele Menschen heute das Bild für alternative Energiequellen – dicht gefolgt von Sonnenenergie aus PV-Anlagen. Doch diese beiden sind längst nicht mehr die einzigen Energiekonzepte, die eine Alternative zu fossilen Quellen darstellen. Auch Geothermie, Biomasse und Wasserstoff holen auf.
Doch welche alternativen Energiequellen können was? Wo liegt der Unterschied zu erneuerbaren Energien? Und welche Alternativen sind auch wirtschaftlich relevant? Das und mehr verrät Ihnen dieser Beitrag.
Alternative Energiequellen vs. erneuerbare Energien – das ist der Unterschied
Oftmals synonym genutzt, bezeichnen alternative Energiequellen und erneuerbare Energien (anders als meist angenommen) nicht dasselbe.
- Der Begriff alternative Energien eint sämtliche Energiekonzepte, die nicht auf fossile Ressourcen wie beispielsweise Braun- und Steinkohle, Erdöl und -gas oder Uran zurückgreifen. Die Primärenergie, die alternative Energien nutzen, kann dabei aus unerschöpflichen, aber auch aus endlichen Quellen stammen.
- Kommt die Primärenergie eines alternativen Energiekonzepts ausschließlich aus CO2-neutralen Quellen (wie z.B. Wind, Wasser oder Sonne), so ist die Rede von regenerativen oder erneuerbaren Energien.
Das bedeutet: Erneuerbare Energien sind immer auch alternative Energiequellen, alternative Energien gehören aber nicht zwangsläufig zu den erneuerbaren. Im Zuge der Energiewende und mit Blick auf den Klimawandel ist es deswegen sinnvoll, Energie aus erneuerbaren Quellen zu bevorzugen. Denn diese schonen nicht nur die Ressourcen der Erde, sondern liefern auch saubere Energie.
Warum alternative Energien nutzen? Das sind die größten Potenziale
Bevor es um alternative Energiequellen, ihre Möglichkeiten und ihre Wirtschaftlichkeit im Detail gehen soll, ist es zunächst sinnvoll, die generellen Potenziale alternativer Energien zu betrachten. Denn viele von ihnen lassen sich aktuell bereits sehr gewinnbringend nutzen und zukünftig so weiterentwickeln, dass sie die Energieversorgung massiv unterstützen können. Die folgende Übersicht fasst die drei wichtigsten Potenziale zusammen.
Alternative, erneuerbare Energiequellen stehen für aktiven und effektiven Klima- und Umweltschutz
Um den Klimawandel zu bremsen und die Energiewende voranzutreiben, muss der Ausstoß an Treibhausgasen drastisch minimiert werden. Alternative Energiequellen machen genau das möglich – vor allem, wenn es sich um erneuerbare Energien handelt. Komplett CO2-neutral, können sie Energie produzieren, ohne Treibhausgase oder andere Schadstoffe an die Umwelt abzugeben.
Energieunabhängigkeit
Alternative Energiequellen bergen die Chance, dass Deutschland ausreichend Energie selbst herstellen kann und diese nicht mehr importieren muss. Potenzialanalysen gehen derzeit davon aus, dass allein Wind und Sonne pro Jahr an die 1.200 TWh Strom herstellen können – nötig wären nur 500 TWh, um den innerdeutschen Strombedarf zu decken. Zudem hat das Beratungsunternehmen Aurora Energy Research berechnet, dass die Produktion von Wind- und Solarstrom bis 2040 sogar auf 1.800 TWh steigen kann. Hinzu kommt die Energie aus anderen erneuerbaren Quellen, wie beispielsweise Biogas, das schon heute mindestens 4 Prozent des Energiebedarfs decken kann.
Motor für Wirtschaft und Arbeitsmarkt
Etwa 100.000 Beschäftigte (Stand 2020) sind allein in der Windbranche aktiv. Mit der Zunahme alternativer Energiequellen wächst auch das Stellenangebot – nicht nur in Produktion und Anlagenbau, sondern auch in Forschung, Entwicklung, Vermarktung und Vertrieb. Das tut nicht nur dem Arbeitsmarkt gut, sondern auch der Wirtschaft.
Alternative Energien – diese Quellen sollten Sie jetzt kennen
Wind, Sonne, Wasser. Diese drei alternativen Energiequellen sind mittlerweile so gut wie jedem Menschen ein Begriff. Doch sie sind längst nicht mehr allein auf dem Markt der alternativen, erneuerbaren und sauberen Energien. Welche anderen Konzepte mittlerweile aufgeholt haben und was die größten Vor-, aber auch Nachteile der verschiedenen alternativen Energiequellen sind, erfahren Sie hier:
Wind, Wasser und Wasserstoff als alternative Energiequellen
Die Energiegewinnung aus Wasserstoff ist wohl eine der Technologien, die in den vergangenen Jahren am meisten an Bedeutung gewonnen hat. Mit seiner extrem hohen Energiedichte eignet sich Wasserstoff nicht nur optimal als Treibstoff für Fahrzeuge oder Maschinen, sondern auch für die Nutzung in Wasserstoff-BHKW. Wasserstoff ist zwar bei seiner Verbrennung CO2-neutral, nicht aber in der Herstellung. Deshalb gehört er nicht zu den erneuerbaren, sondern zu den alternativen Energien. Ein weiterer Nachteil: Bisher ist die Nutzbarmachung von Wasserstoff so aufwendig, dass sein flächendeckender Einsatz noch zu kostspielig ist.
Wasserkraft als alternative Energiequelle zu nutzen, bedeutet, die Strömung des Wassers in Wasserkraftwerken so über Turbinen zu leiten, dass diese elektrischen Strom generieren. Der Vorteil: Wasser ist unendlich verfügbar und stößt keinerlei Treibhausgase aus. Der Nachteil: Der Bau von Wasserkraftwerken, Staudämmen o.ä. bedeutet oft einen Eingriff in die Umwelt mit negativen Auswirkungen auf natürliche Ökosysteme.
117,3 Terawattstunden haben die Windkraftanlagen in Deutschland im Jahr 2021 produziert, was einem Anteil von rund 20 Prozent an der gesamten Bruttostromerzeugung ausmacht – Tendenz steigend. Doch diese alternative Energiequelle hat ihre Nachteile: Sie ist maximal abhängig von Wetter und Witterungsbedingungen. Gibt es keinen Wind, so gibt es auch keine Energie. Gleichzeitig bedeutet viel Wind auch nicht zwangsläufig viel Energie. Denn bei zu starkem Wind muss der Betrieb der Anlagen aus sicherheitstechnischen Gründen gedrosselt werden – und es wird weniger Energie produziert als bei mäßigem Wind. Hinzu kommt das Thema der Verteilung. Der Großteil der Windenergie entsteht im Norden und bisher ist die innerdeutsche Infrastruktur nicht auf eine optimale, flächendeckende Verteilung dieser Energie über das ganze Land ausgelegt.
Energie aus der Kraft von Sonne und Erde
Wenn die Sonne scheint, freut sich jeder Betreiber einer PV-Anlage. Denn dann entsteht klimaneutrale Energie, die sich im Idealfall sogar speichern lässt – und die (abgesehen von den Anschaffungskosten für die PV-Anlage) nichts kostet. Aber: Wenn keine Sonne scheint, gibt es auch keine Energie. Der große Nachteil von Sonnenenergie liegt somit ebenfalls in ihrer starken Wetterabhängigkeit. Deswegen reichen alternative Energiequellen wie Solar- und Windenergie allein nicht aus, um den Energiebedarf in Deutschland verlässlich zu decken.
Wer eine gute Quelle für saubere Energie sucht, der findet sie in der Geothermie. Als alternative Energiequelle und auch erneuerbare Quelle setzt die Energiegewinnung mittels Geothermie auf die Erzeugung von Wärme und Strom aus der Hitze, die entweder aus dem Erdkerns oder aus dem Zerfall radioaktiver Elemente in der Erdkruste stammt. Geothermie ist wetterunabhängig und verursacht keinerlei Treibhausgase. Aber: Das Verfahren dieser Energiegewinnung ist sehr aufwendig und es gibt in Deutschland nur wenig gute Standorte. So macht die Geothermie momentan nur etwa 0,1 Prozent der deutschen Stromversorgung aus.
Unendlich verfügbar und klimaneutral: Saubere Energie aus Biomasse
Geht es um alternative Energiequellen, so ist zunehmend die Rede von Biomasse. Denn eine Energiegewinnung aus Biomasse kann mit so vielen Vorteile überzeugen wie kaum ein anderes Konzept, das auf alternative und erneuerbare Energien setzt. Die Gründe liegen auf der Hand: Biomasse ist unendlich verfügbar, vielseitig und flexibel einsetzbar, CO2-neutral und – ganz wichtig – jederzeit bedarfsgerecht produzierbar. Damit kann Biomasse eine sehr wertvolle Ergänzung im Erneuerbare-Energien-Mix sein, weil sie die starken Schwankungen volatiler Energiequellen wie Wind oder Sonne optimal ausgleichen kann. Plus: Energie aus Biomasse in Form von Biogas oder Biomethan lässt sich optimal über das bereits vorhandene Erdgasnetz verteilen.
Luft nach oben: Die Entwicklung brauchen erneuerbare Energie
Infrastrukturausbau, Forschungsinvestitionen und Kommunikation – diese drei Faktoren sind, ganz grob gesagt, die wesentlichen Punkte, die im Diskurs um erneuerbare Energiequellen zukünftig noch mehr zum Tragen kommen müssen. Denn ohne die passende Infrastruktur wird die Verteilung der Energie aus alternativen Quellen schwer. Hinzu kommt, dass gerade Technologien wie zum Beispiel die Energiegewinnung aus Wasserstoff noch deutliche Verbesserungen brauchen, um eine bezahlbare, flächendeckende Anwendung zu finden. Zudem ist es absolut entscheidend, dass Politik und Wirtschaft viel mehr über die Potenziale erneuerbarer und alternativer Energiequellen kommunizieren. Denn je mehr Kommunikation, umso mehr Akzeptanz – und umso schneller können die Potenziale ausgeschöpft werden.