Energie einfach direkt dort herstellen, wo sie gebraucht wird – geht das? Die Antwort lautet ganz klar: ja! Möglich macht es die dezentrale Energieversorgung. Abhängig vom jeweiligen Bedarf der Verbraucher wird immer genau so viel Energie bereitgestellt wie nötig. Befürworter sehen darin eine große Chance für die Energieunabhängigkeit Deutschlands von anderen Ländern sowie für die allgemeine Versorgungssicherheit.
Aber was ist dezentrale Energieversorgung genau? Was sind die Vorteile und welche Nachteile gibt es? Und welche Rolle spielen BHKW in diesem Zusammenhang? Das und mehr erfahren Sie in diesem Artikel.
Was bedeutet dezentrale Energieversorgung?
Ganz einfach gesagt, ist dann von einer dezentralen Energieversorgung die Rede, wenn ein Verbraucher seine eigene Energiequelle hat. Dabei wird die benötigt Energie genau dort hergestellt, wo sie gebraucht wird. Sowohl thermische Energie als auch elektrische Energie lassen sich durch eine dezentrale Energieversorgung produzieren und bereitstellen.
Es gibt hierfür verschiedene Systeme. Zu den bekanntesten Beispielen einer dezentralen Energieversorgung gehören:
- Photovoltaik (PV)-Anlagen
- (Klein-) Windkraftanlagen
- Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)
- Biomasse
Als dezentrale Energiesysteme lassen sie sich auf lokaler Ebene betreiben, meist von Gemeinden, Stadteilen oder Quartieren sowie von Einzelgebäuden. Zur Energieherstellung nutzen sie dabei erneuerbare Energiequellen wie Wind- oder Wasserkraft, Solarenergie, Biomasse oder Geothermie. Im Unterschied zu zentralisierten Energiesystemen sind für eine dezentrale Versorgung keine großen Kraftwerke oder Netze von Übertragungs- und Verteilungsleitungen erforderlich. Denn die Energie entsteht direkt vor Ort beim Verbraucher.
Dezentrale Energieversorgung optimal nutzen – das sind die Vorteile
Gerade aus Verbrauchersicht spielt eine Sache bei der Energieerzeugung und -bereitstellung eine ganz wichtige Rolle: der Preis. Das hat sich nicht zuletzt in den vergangenen Monaten gezeigt, als die Energiepreise drastisch angestiegen waren und so manch einen Verbraucher vor große Herausforderungen gestellt haben. Und genau an diesem Punkt schlägt die dezentrale Energieversorgung einen anderen Weg ein. Von zentralen Versorgern und deren Preisen gelöst, können Verbraucher ihren Strom und ihre Wärme ganz unabhängig von den Preisschwankungen des Energiemarktes beziehen.
Und: Verbraucher haben die Möglichkeit, finanziell gleich doppelt zu profitieren. Denn wer zum Beispiel in eine eigene PV-Anlage oder eine Wärmepumpe investiert, kann nicht nur durch seine selbstproduzierte Energie Geld einsparen, sondern sich gleichzeitig auch attraktive Fördermöglichkeiten sichern.
Hinzu kommt der Umweltaspekt: Eine dezentrale Energieversorgung setzt auf klimafreundliche erneuerbare Energiequellen, was den CO2-Ausstoß deutlich minimiert. Gleichzeitig steht ihre Dezentralität auch für direkte Verbrauchernähe, was Transportwege und damit ebenfalls Emissionen reduziert.
Wetterlaunisch und unflexibel? Die Nachteile der dezentralen Energieversorgung
Das Gute ist: Es gibt nicht die eine, einzige dezentrale Energieversorgung. Vielmehr existieren viele unterschiedliche Konzepte, mit denen sie sich umsetzen lässt. Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn es um die Versorgungssicherheit geht. Während Systeme wie Photovoltaik oder Windkraft wetterabhängigen Schwankungen unterliegen, kann eine Energieproduktion mittels Biomasse oder Biogas deutlich punkten. Flexibel, unabhängig und zuverlässig eignen sich beide Energieträger sehr gut für eine dezentrale Energieversorgung. Optimal ist hierbei die Nutzung eines BHKW.
Wie funktioniert die dezentrale Energieversorgung mit Hilfe eines BHKW?
Wenn sich ein System perfekt zur Umsetzung einer dezentralen Energieversorgung anbietet, dann ist es das Blockheizkraftwerk (BHKW). Der große Vorteil dieses Systems ist nämlich, dass es sich nahezu überall unabhängig, flexibel und ganz auf den Bedarf der Verbraucher ausgerichtet betreiben lässt. Wind und Wetter spielen dabei ebenso wenig eine Rolle wie das öffentliche Strom- oder Wärmenetz. Und: BHKW erzeugen mit Strom und Wärme gleich zwei wichtige Energieträger.
Aber wie funktioniert die dezentrale Energieversorgung mit Hilfe eines BHKW genau? Das Prinzip ist im Grunde ganz einfach: Angetrieben durch einen gasförmigen Brennstoff (wie z.B. Bio-, Deponie- oder Klärgas – die alle zu den erneuerbaren Energieträgern gehören), entsteht über den Hubkolbenmotor des BHKW und einen Generator aus chemischer erst mechanische und dann elektrische Energie. Dabei wird gleichzeitig Wärmeenergie freigesetzt. In der Regel haben BHKW dabei einen Brennstoffnutzungsgrad von 90 %, der sich aus ca. 40 % elektrischer und 50 % thermischer Energie zusammensetzt. Je nach Bedarf der Verbraucher lassen sich BHKW in einem Bereich ab 100 Kilowatt bis zu 1 Megawatt einsetzen.
Dezentrale Energieversorgung mittels Satelliten-BHKW
Auch in sehr dicht besiedelten Gebieten, in denen sich eine Vielzahl an Energieverbrauchern ballt, ist eine dezentrale Energieversorgung umsetzbar: mittels Satelliten-BHKW. Als Satelliten-BHKW gelten alle Biogas-BHKW, die den Energieträger Biogas nicht aus einer Biogasanlage in direkter Nähe beziehen können. Oft befinden sie sich bis zu mehreren Kilometern von dieser entfernt, sodass die Nutzung einer Biogasleitung, die das BHKW mit der Anlage verbindet, erforderlich ist.
Der Vorteil ist, dass ein Satelliten-BHKW durch seinen Standort von der Biogasproduktion entkoppelt funktioniert. Das ermöglicht eine sehr hohe Nutzung der Abwärme direkt am Standort des Verbrauchers. So sorgt ein Satelliten-BHKW dafür, dass die benötigte Wärme schnell und auf kurzem Weg zum Verbrauchern gelangt – ohne großartige Wärmeverluste. Das macht die Wärmenutzung durch eine dezentrale Energieversorgung extrem effektiv und verbrauchernah.
Ein System, viele Profiteure
Nicht nur für den klassischen Endverbraucher hat eine dezentrale Energieversorgung viele Vorteile. Auch Großverbraucher wie Industrie- oder Landwirtschaftsbetriebe und öffentliche Träger wie Kommunen oder Stadtwerke können maximal von einer dezentralen Energieversorgung mittels BHKW profitieren. Die Vorteile sind klar:
- Strom und Wärme lassen sich flexibel je nach Bedarf produzieren.
- Dezentral hergestellte Energie ist unabhängig von den Preisschwankungen des Strommarktes.
- Die vor Ort produzierte Energie macht autark – und ist auch im Falle eines Stromausfalls im öffentlichen Netz abgesichert.
- BHKW eignen sich optimal für eine hohe Auslastung (z.B. im Schichtbetrieb oder in Turnhallen und Schwimmbädern) – denn je höher die Betriebszeiten, umso wirtschaftlicher das BHKW.
Gerade für große Verbraucher ist die dezentrale Energieversorgung auch aus wirtschaftlicher Sicht interessant, ermöglicht sie doch eine optimale, bedarfsgerechte Planung des Energieeinsatzes. Und das wirkt sich auch positiv auf die finanzielle Planung aus.
So wichtig sind dezentrale Energiesysteme in der Zukunft
Spätestens seit dem Ukrainekrieg hat sich gezeigt, wie schnell das Thema Energie zum Druckmittel werden kann. In der Energieversorgung unabhängig zu werden, ist deswegen ein ganz wichtiges Ziel der Bundesregierung. Doch allein mit erneuerbaren Energiekonzepten wie Solar- und Windenergie lässt sich das schon auf Grund ihrer Wetterabhängigkeit kaum umsetzen. Nicht zuletzt auch wegen des Ausstiegs aus der Atomkraft, braucht es weitere Alternativen, um einen stabilen Mix aus verschiedenen dezentralen Systemen zu kreieren. Denn wenn diese alle ineinander greifen und sich gegenseitig stabilisieren, ist ein großer Schritt in Richtung versorgungssichere und unabhängige Zukunft getan.