Gas ist gleich Gas? Das könnte man denken, doch ganz richtig ist diese Annahme nicht. Denn es gibt viele unterschiedliche Arten von Gasen, die wiederum alle über ganz unterschiedliche Eigenschaften verfügen. Das ist vor allem dann interessant, wenn es um die CO2-Bilanz der verschiedenen Gase geht. Denn der Zusammenhang von Gas und CO2 spielt insbesondere vor dem Hintergrund des Klimaschutzes eine sehr wichtige Rolle.

Wie groß der Einfluss von Biogas auf die Energiewende sein könnte und vielleicht sogar sein sollte sowie alles über die wichtigsten Eigenschaften der verschiedenen Gase, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Gas, CO2 und andere fossile Brennstoffe – das sind die wichtigsten Unterschiede

Fossile Brennstoffe haben, auch im Vergleich mit Gasen, keine gute CO2-Bilanz. Das ist nichts Neues. So setzen Braun- und Steinkohle bei ihrer Verbrennung zur Energiegewinnung fast 0,4 kg CO2/kWh frei. Und auch Heizöl, das mit 0,28 kg CO2/kWh immer noch einiges an Emissionen zu verzeichnen hat, ist nur wenig besser. Gase hingegen sind – ganz unabhängig von der jeweiligen Art – in jedem Fall wesentlich ressourcenschonender. Denn mit nur rund 0,2 kg CO2/kWh sind Flüssig- und Naturgase deutlich klimafreundlichere Alternativen zur Energiegewinnung. Doch das ist längst nicht der einzige Vorteil, wenn es um die Kombination von Gas und CO2 geht.

Diese Gase sollten Sie kennen

Ob als Antrieb für Fahrzeuge, zur Produktion von Strom oder zur Herstellung von Wärme – mit seinen vielen verschiedenen Arten ist Gas auch für verschiedenste Zwecke einsetzbar. Die folgende Auflistung gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Gase sowie deren Vor- und Nachteile und CO2-Bilanz.

LNG & Bio-LNG

LNG ist steht für Liquified Natural Gas. Dahinter versteckt sich ein flüssiger, geruchsloser und ungiftiger Kraftstoff. Dieser entsteht bei der Kühlung von Erdgas auf -162° C. Der Unterschied von LNG und Bio-LNG liegt dabei im Ausgangsstoff: Während LNG durch die Herunterkühlung von Erdgas entsteht, ist der Grundstoff von Bio-LNG verflüssigtes Bio-Methan. Der Herstellungsprozess beider Gassorten ist ansonsten derselbe. Sowohl das eine als auch das andere Gas hilft, CO2 zu verringern.

Wie genau das funktioniert? Bio-LNG stammt aus regenerativen Rohstoffen, ist damit erneuerbar und senkt so die CO2-Emissionen. Hinzu kommt, dass das Volumen von Bio-LNG nur ca. 0,2 Prozent des Gasvolumens beträgt und sich somit sehr effizient sowie mit einer hohen Energiedichte lagern oder transportieren lässt. Außerdem kann dieses Gas in Sachen CO2 noch mehr punkten: dank seiner hohen Klopffestigkeit. Denn Bio-LNG verfügt mit dem Wert 100 über eine sehr hohe Methanzahl. Damit wächst die Klopffestigkeit des Stoffes und die Gefahr einer Selbstentzündung desselben sinkt. Das wiederum führt zu einer extrem hohen Energiedichte, was das Zurücklegen langer Strecken ohne Tankunterbrechung begünstigt – ein großes Plus in Sachen CO2-Einsparung.

Erdgas

Ja, Erdgas gehört zu den fossilen Energieträgern und weist dennoch eine gute CO2-Bilanz auf. Wer seine Energietechnik von Öl auf Gas umstellt, kann so den CO2-Ausstoß um bis zu 30 Prozent senken. Damit gilt Erdgas als ressourcenschonend, besonders sauber und extrem effizient. Zudem ist es flexibel einsetzbar und bietet hohe Wirkungsgrade.

Seinen großen Auftritt hat Erdgas jedoch in der Kombination mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Denn wer dieses Gas beispielsweise in einem BHKW einsetzt, kann auf ressourcenschonende, flexible und dezentrale Art und Weise ganz umweltfreundlich Energie erzeugen. Zwar ist dieses Gas nicht ganz CO2-neutral, verbrennt dank seines generell geringen Kohlenstoffanteils aber dennoch sehr emissionsarm.

Deponiegas, Klärgas & Co. – die Sondergase

Auch bei der Verarbeitung bzw. der Zersetzung von Abfällen unterschiedlichster Art können Gase entstehen, die sich zur Energiegewinnung in einem BHKW nutzen lassen. Die beiden wichtigsten dieser sogenannten Sondergase sind Klärgas und Deponiegas. Dabei kann vor allem Klärgas punkten, wenn es um den Zusammenhang von Gas, CO2 und Emissionsminderung geht.

Klärgas entsteht bei der Verarbeitung von Klärschlamm, einem Restprodukt, das aus der Aufbereitung von Abwässern zurückbleibt. In speziellen Faultürmen gelagert, wird der Schlamm unter Ausschluss von Sauerstoff durch Bakterien zersetzt. Dadurch entsteht Klärgas, auch Faulgas genannt – also ähnlich wie in einer Biogasanlage. Auch deswegen gilt Klärgas als eine Form von Biogas und damit als erneuerbare Energie. Somit ist dieses Gas nahezu CO2 neutral.

Ähnlich verhält es sich beim Deponiegas, das durch Vergärung des auf Mülldeponien gelagerten Mülls entsteht. Mikroorganismen zersetzen diesen und scheiden dabei, je nach Sauerstoff-und Temperaturbedingungen, gasförmige Stoffwechselprodukte aus. So bleibt am Ende des Abbauprozesses das Deponiegas als ein wassergesättigtes Gemisch aus Methan (CH4) und Kohlenstoffdioxid (CO2) über. Deponiegas gilt als Biogas und eignet sich damit besonders gut für die Produktion von Strom und Wärme. Aber: Deponiegas hat prinzipiell einen sehr hohen Methan-und Kohlenstoffdioxidgehalt. Gelangen diese Stoffe unkontrolliert in die Atmosphäre, schadet das dem Klima. Um das Gas und sein CO2 sicher zu verarbeiten, ist eine verlässliche Ableitung desselben in ein BHKW unabdingbar.

Biogas

Es könnte der Retter der Klimawende sein: das Biogas. Denn CO2-sparender, umweltfreundlicher und ressourcenschonender kann Energiegewinnung kaum sein. Diesem Gas macht bei der CO2-Bilanz so schnell keiner etwas vor.

Warum das so ist? Ganz einfach: Zunächst einmal ist die wichtigste Voraussetzung schon ganz zu Beginn der Herstellung von Biogas gegeben. Denn Biogas entsteht bei der natürlichen Zersetzung von organischem Material – also aus Materialien, die einfach in der Natur gegeben sind. Gemeint sind damit sämtliche organischen Stoffe aus pflanzlichem und tierischem Ursprung, die sich als Energieträger nutzen lassen. Das können sowohl Feldfrüchte, Energiepflanzen, Holz oder Algen, aber auch tierische Exkremente, wie zum Beispiel Gülle oder Stallmist, Reste aus der Land- und Forstwirtschaft oder Bioabfälle sein. Unter Ausschluss von Luft werden diese Stoffe mittels Vergärung zersetzt und Biogas entsteht (nahezu ohne CO2).

Dank dieses vergleichsweise unkomplizierten Herstellungsprozesses ist Biogas besonders gut verfügbar und zudem sehr vielseitig einsetzbar. Ein weiterer Pluspunkt: bei der Verbrennung von Biogas wird zwar CO2 freigesetzt, aber dieses ist von der Biomasse nur in einem kurzen zeitlichen Intervall aus der Atmosphäre entnommen und gebunden worden. Bei nachwachsenden Rohstoffen zum Beispiel innerhalb einer Ernteperiode. Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt Biogas als ein wichtiger Bestandteil für die umweltfreundliche, ressourcenschonende und zukunftsfähige Art der Energieversorgung.

Hinzu kommt, dass Biogas im Unterschied zu anderen erneuerbaren Energiekonzepten wie Wind- und Solarenergie nicht abhängig von Wetter und Witterungsbedingungen ist. Denn es lässt sich ganz unabhängig erzeugen und sogar speichern. So kann dank Biogas eine gewisse Grundlast bereitgestellt werden, was dem Ausgleich möglicher Netzschwankungen dient.

Biogas als „Big Player“ der Gegenwart und Zukunft?

Alle Großen haben einmal klein angefangen. Das gilt auch in Bezug auf Biogas. Denn trotz seiner vielen Vorteile und der gewichtigen Punkte, mit denen das Gas in Sachen CO2 überzeugen kann, hat es die Nase im Vergleich mit anderen Energieträgern noch nicht vorn. So liegt der Anteil von Biogas am Gesamtenergieverbrauch der Deutschen bei nicht einmal einem Prozent, was in etwa nur rund fünf Milliarden Kilowattstunden von insgesamt 840 Milliarden Kilowattstunden entspricht.

Aber: Was nicht ist, kann noch werden. Denn spätestens mit dem Ausstieg aus Kohle- und Atomkraft müssen Alternativen her. Und dank seiner tollen Eigenschaften ist Biogas eine davon. Denn das dieses Gas extreme Mengen an CO2 einsparen kann, zeigt sich jeden Tag: an den rund 9.500 Biogasanlagen, die Strom für 9,5 Millionen Haushalte in Deutschland erzeugen und rechnerisch 1,1 Mio. Haushalte mit klimafreundlicher Wärme versorgen. Allein das vermeidet um die 20 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Und mit den passenden Rahmenbedingungen für Anlagenbetreiber und Verbraucher gleichermaßen, kann dieser Wert noch deutlich steigen.